Das ist die Autobiografie einer Frau, die schon früh im Leben mit Krankheit und Tod konfrontiert wurde und gelernt hat, dass die Hingabe an den Tod gleichzeitig Leben bedeutet. Mit Dreissig ist sie erfolgreich im Job als Kreativdirektorin, hat eine langjährige Beziehung und alles scheint gut. Doch als sie sich in ihren Yogalehrer verliebt, nehmen die ersten 180 Grad ihren Lauf. Sie trennt sich von ihrem Freund, kündigt ihren Job und folgt ihrer grossen Liebe Julian nach Indien, wo sie sich zur Yogalehrerin ausbilden lässt. In den Bergen gründet sie zusammen mit Julian eine Yogaschule. Sie heiraten und sie wird schwanger, was enorme Konsequenzen für beide hat. Sie ziehen mit ihrem Baby nach Deutschland zurück und gründen dort eine Yogaschule. Sie wird wieder schwanger und die zweiten 180 Grad nehmen ihren Lauf. Als Familie müssen sie den Umgang mit tiefen Umbrüchen, Krankheit und Tod bewältigen.
Dieses Buch schildert die Erkenntnisse, die sie aus den vollendeten 360 Grad gewonnen hat. Wir lesen über Themen, die wir aus unserem Alltag gerne verdrängen oder nicht wahrhaben wollen. Die Autorin erzählt in einer sehr persönlichen und präzisen Sprache von ihren inneren Gefühlszuständen, Konflikten, und Skepsis im Umgang mit wichtigen Entscheidungen von Julian. Sie lässt ihm dennoch Raum und hält Ungelöstes mutig aus.
Gerade weil sie uns ihre Geschichte so schonungslos persönlich erzählt, wirkt sie als Inspiration und Orientierungshilfe in eigenen schwierigen Lebenslagen. Sie schildert, dass es möglich ist, weiterzugehen, auch wenn wir uns machtlos, dem Leben ausgeliefert und am Ende unserer Kräfte fühlen. Heute lässt Katharina Middendorf all ihre Erfahrungen in ihren Yoga-Unterricht in Berlin einfliessen. Näheres auf www.nivata.de.
Katharina Middendorf. 360 Grad – Über die Liebe, den Tod und den Mut zum Weitermachen. Theseus Verlag 2017. 208 Seiten, Fr. 26.90