Autorin: Naomi King
Die Ein- und der Ausatmungsströme sind eigenständig, und doch bedingen sie sich gegenseitig, sonst gibt es kein Gleichgewicht und keine Vereinigung. Die sogenannte Vasenatmung erlaubt uns, die Tiefe der beiden Atemströme zu erleben, wenn wir den Atem ganz natürlich anhalten.
In tibetischen Texten wird gelehrt, dass der Geist und der Atem voneinander untrennbar sind. Folglich ist es unmöglich ohne Kontrolle des Atems den Geist zu zähmen und ohne Geisteskontrolle die Herrschaft über den Atem zu erlangen.
Um aktiv die Kunst des Atems zu erlangen, müssen wir Kenntnis über den Atemstrom im linken und rechten Energiekanal haben. Das Grundlagenwissen ist einfach: der rechte Kanal – Roma, Pingala oder Surya Nadi genannt – ist der männlichen Kraft, dem Sonnenprinzip zugeordnet. Der linke Kanal – Kyangma, Ida oder Chandra Nadi – offenbart die weibliche Energie, die Mondkraft.
Die Fähigkeit, die zyklischen Atemwellen bewusster zu nutzen, beginnt mit der Vasenatmung. Die Atemenergie wird dabei so lange wie möglich kraftvoll, aber keinesfalls forciert, im Bauchraum – wie in einer Vase – gehalten. Die Dauer des Atemanhaltens kann aufbauend trainiert werden.
Mehr zum Thema in der aktuellen Ausgabe 1/24.