Text: Gabriela Huber-Mayer
Im Verlauf unseres Lebens füllt sich unser Bewusstsein mit Ideen, Vorstellungen und Konzepten, die den unverstellten Blick auf die Realität fast unmöglich machen. Im Alltag immer wieder zu üben, Leerräume zu schaffen – keine Meinung zu oder Vorstellung von etwas zu haben – ist eine lustvolle Lebenserfahrung.
Mittlerweile praktizieren viele Menschen Meditationstechniken, die sich schrittweise dem hohen Ziel der Leere annähern. Mit unterschiedlichen Methoden können wir unsere Erkenntnisfähigkeit nutzen und kultivieren, um so die «Schleier der Illusionen» mehr und mehr zu durchdringen. Was aber sind diese Illusionen? Und was ist die Realität? Fakt ist: Wir alle sind ein Resultat von Ereignissen, die einem ständigen Wechsel ausgesetzt und demzufolge nur eine vorübergehende Realität sind.
Wir sehen die Dinge aus unserem Blickwinkel. Entsprechend dieser Sichtweisen interpretieren, beurteilen und bewerten wir eine Sache. Wir bilden uns eine Meinung, und es kann passieren, dass zwei völlig verschiedene Sichtweisen über ein Thema zu lebhaften Diskussionen führen. Eine Sichtweise oder eine Meinung ist vom Standpunkt abhängig. Das, was wir sehen, ist relativ – je nachdem, wo wir stehen. Wir können auch sagen, dass ein sichtbares Objekt eine relative Realität darstellt, eine Momentaufnahme. Wir benennen das Objekt, es erscheint uns in irgendeiner Form und wir definieren diese. Aber das Gegenteil könnte auch wahr sein.
Deshalb ist es hilfreich, sich anzugewöhnen, Sichtweisen, Meinungen und ein daraus resultierendes Verhalten einer regelmässigen Prüfung zu unterziehen. So erleben wir eine Geistesruhe und schaffen Distanz, denn Schwierigkeiten gibt es dann, wenn wir uns mit einer Situation und einem daraus resultierenden Gefühl identifizieren. Wir sind dann die Frustration oder die Wut, es ist nicht mehr die Situation, die uns vorübergehend wütend oder frustriert macht.
Mehr zum Thema in der aktuellen Ausgabe 1/24.