In ihrem ersten Buch erzählt Nena Schink von ihrer Instagramsucht und wie sie diese überwunden hat. Die junge Journalistin geht dabei auf teilweise schwierige, aber wichtige Themen ein, wie etwa die Auswirkungen des sozialen Netzwerks auf die Körperwahrnehmung von jungen Frauen. Sie will damit Mädchen beim Heranwachsen unterstützen.
Geschickt bringt Schink die Lesenden dazu, die eigene Beziehung zu Instagram zu hinterfragen. Früher selbst als Influencerin tätig, kennt sie die Ausreden nur allzu gut, die man findet, um die App zu benutzen. Entsprechend einfühlsam und gut begründet widerlegt sie diese. Glücksmomente könne man nur offline erleben, betont sie, und weist auf das toxische Vergleichen hin, das Instagram hervorruft. Sie erinnert daran, dass die App ausschliesslich schöne Momente veröffentliche, obwohl wir uns einreden, die Fotos gäben uns einen kompletten Einblick in das Leben anderer.
Als aktive Instagramnutzerin half mir das Buch, die App kritischer zu betrachten und weniger Zeit damit zu verbringen. Andererseits stört mich die Schwarz-Weiss-Malerei der Autorin. Zweifellos bringt die App Probleme mit sich, doch sie birgt auch Positives in sich. Instagram ist eine Plattform, auf der sich Menschen weltweit austauschen können und viele der Posts sind inspirierend.
Schink spricht viel über den Eindruck, der ein Instagramprofil auf andere macht: Dieses wirke schnell einmal arrogant, bonzig oder gar unprofessionell. Doch geht es nicht gerade darum, sich nicht immer so sehr von dem beeinflussen zu lassen, was andere von uns denken? Vor allem, weil sich die Autorin explizit an junge Frauen wendet, die ohnehin unmöglichen sozialen Normen ausgesetzt sind.
Auch ihre Beschreibungen von Influencerinnen sind oft unfair. Diese Mädchen seien nicht besser als alle anderen, findet Schink. Für mich stellt sich hier die Frage, ob sie als Feministin nicht die Begabung dieser Frauen anerkennen sollte, im sozialen Netzwerk eine Karriere zu machen und sich zeitgerecht zu vermarkten.
In einer Zeit, in der wir völlig von unserem Handy abhängig sind, ist es wichtig, diese Technologie zu hinterfragen und konstruktiv nutzen. «Unfollow!» ist mit seinen guten Fragen, interessanten Fakten, und spannenden persönlichen Geschichten ein wertvolles Hilfsmittel dazu.
Jennifer Ammann
Nena Schink. Unfollow! Wie Instagram unser Leben zerstört. Eden Books 2020. 239 Seiten, Fr. 24.90