Seit 1911 wird der Weltfrauentag gefeiert. Es ist ein Tag, der die Leistungen und Errungenschaften von Frauen in den Vordergrund stellt und gleichzeitig auf die noch immer vorhandenen Ungerechtigkeiten und Diskriminierungen aufmerksam macht.
Dazu gehört das völlig unrealistische Bild davon, wie Frauen auszusehen und zu sein haben, das nach wie vor unser Frausein prägt. Nun werden zunehmend weibliche Stimmen laut, die den Frauenkörper anders ins öffentliche Bewusstsein rücken. Ein Teil dieser Bewegung ist, der Vulva, den weiblichen Geschlechtsteilen, ihren angestammten Platz zu geben. Denn, wie der Duden so schön sagt: «Sprache sagt alles».
In ihrem erfrischend frechen Buch «I see Vulvas everywhere» hat Lisa Frischmeier 80 alltägliche, skurrile und ausdrucksstarke Fotos mit Vulva-Motiven zum Stutzen und Staunen zusammengetragen und als Einstieg eine kurze Geschichte über das «Entdecken und Verstecken» der weiblichen Geschlechtsteile und damit der weiblichen Lust geschrieben. Lange wurde die Frau als menschliches Mängelexemplar betrachtet, und das weibliche Geschlechtsorgan nur über die Abwesenheit des Penis definiert.
Auch in der Kunst erging es dem weiblichen Geschlechtsteil nicht besser, wie die beiden Podcasterinnen Miyabi Kawai und Vreni Frost in ihrem Buch «Hirn und Hupen» schreiben. Während wir in Museen überall nackte männlichen Statuen sehen, steht es um das weibliche Geschlechtsteil anders: «Da finden wir züchtig übereinandergeschlagene Beine, hindrapierte Frauenkörper und immer ein mehr oder weniger grosses Stückchen Stoff an ‘kritischer’ Stelle», beobachten sie.
Die beiden Autorinnen wollen mit ihrem Buch dazu beitragen, dass Frauen offen und ohne Scham über ihren Körper, dessen Funktionen, Eigenarten, Krankheiten und Belange sprechen können. «Wenn wir aber Dinge ändern wollen, dann müssen wir über unseren Schatten springen und reden», schreiben sie und machen eine rasante Reise durch den weiblichen Körper.
Denn nicht nur wurde die Vulva viel zu lange totgeschwiegen, der Mann wurde auch als Standard in der Medizin angesehen – mit fatalen Folgen für Frauen. Frauen reagieren anders auf Medikamente, haben bei gewissen Krankheiten andere Symptome und haben andere gesundheitliche Bedürfnisse.
Mehr zum Thema in der aktuellen Ausgabe 1/24.