Autorin: Rosmarie Herczog
Robert Cottet (1945 – 2015) lernte den traditionellen Yoga 1969 an der Quelle des Ganges in Gangotri kennen und schätzen. Er nannte den Yoga, in den er sich vertiefte, so, weil er sich an alten Prinzipien ausrichtet: Konzentration, Verinnerlichung, Intensität, Ausrichtung auf die Befreiung des Bewusstseins.
Nicht Gelenkigkeit, Beweglichkeit und Akrobatik war angesagt, sondern die Zähmung und Kontrolle des Geistes auch in schwierigen Umständen. Nach seinen Lehrjahren in Indien schickte ihn sein Meister mit der Aufgabe nach Europa zurück, hier einen authentischen Yoga zu lehren. In Toulouse unterrichtete Robert Cottet in seinem «Institut du Yoga Traditionel» unterschiedlichste Menschen.
Robert Cottet verbrachte ein Jahr bei Swami Sundarananda (1926 – 2020). Er war auch im Winter bei ihm, und sie machten auf einer Höhe von 3000 Metern ihre Übungen. Hier erfuhr er viel über das ganze System der Kriyas, Asanas bis zu Pranayama und zur Meditation. Um sich warm zu halten, waren Pranayama und Atemanhalten sowie Konzentration wesentliche Elemente.
Der Rhythmus spielte eine grosse Rolle im Tagesablauf der Yogis. Wann sie aufstanden, zu welcher Zeit und wie lange sie übten, wie lange sie ein Asana hielten, wann sie meditierten – das alles war abhängig vom übergeordneten kosmischen Rhythmus. So war «Samdhia», die Zeit vor dem Sonnenaufgang, eine bevorzugte Zeit des Gleichgewichts in der Natur. Sie war für die Meditation günstig. Am Abend war derselbe «Samdhia»-Zeitpunkt günstig für Pranayama und danach Meditation.
Die Yogis versuchten, ihr Leben und ihre Übungen in den kosmischen Rhythmus einzubinden, da dies ihr inneres Gleichgewicht förderte und den Rahmen schuf für Stille und inneren Frieden. Robert Cottet traf mit Swami Sundarananda einen Guru an, der diese Lehre in die Praxis umsetzte.
Mehr zum Thema in der aktuellen Ausgabe 3/23.