„Endlich wieder etwas abgehakt“ meinte neulich eine Mutter zu mir, nach der Kindergarten-Jahresabschluss-Zirkusaufführung unserer Kinder. Sie wirkte erschöpft und k.o. Genau wie ich mich gefühlt hatte, schon seit längerem. Ich wusste zu meinem eigenen Entsetzen haargenau, was sie meinte. Kindergarten-Aufführung besuchen, Einkaufen, Wäsche zum Trocknen aufhängen, Stube aufräumen, Geburtstagsgeschenk für XY besorgen, Hose flicken, Bewerbung schreiben, Yoga üben, XY Papiere ausfüllen/erledigen, Konzept für Projekt XY erstellen, Spülmaschine aufräumen, Material für Ausflug am Mi besorgen, Xy anrufen, Was habe ich vergessen? Etc, etc, etc.
Ich hake Punkte auf Listen ab, arbeite mich durch endlose Alltagspflichten und für einen erledigten Punkt kommen mindestens drei Neue hinzu. Die Liste hört nie auf. Ich komme nicht an ein Ende, wo ich am Abend das befriedigende Gefühl habe: ich habe es geschafft, alles abgehakt. Immerhin für heute.
Der Moment, in dem ich realisiere, dass ich auf Autopilot nur noch am Abhaken bin, selbst bei der Kindergarten-Aufführung meiner Tochter, ist auch der Moment, der mich zum Yoga zurück führt. Halt. Atmen. Achtsamkeit. Will ich meinen Alltag nur abhaken und erledigen? Wirklich?
Wer kennt die nicht, diese unglaublich intensive Phasen und Zeiten im Leben, in denen die Listen überquellen und die Aufgaben sich viral zu vermehren scheinen. Bin ich eine To-do-abhak-Maschine? Ein Algorithmus in Menschenform? Der zeitgenössische Trend mag das so sehen. Mein Yoga bewahrt mich zum Glück vor dieser materialistischen Perspektive.
Also schaue ich mir nicht nur meine Listen, sondern das Listen-Abhaken an sich genauer an. Das To-do-Listen-Asana sozusagen. Streichen kann ich kaum etwas, aber priorisieren. Was einer Kunst nahe kommt. Heute habe ich beschlossen, auf grosse Listen jeweils immer dieselbe Priorität aufzuschreiben: körperliche, geistige und seelische Gesundheit. Es hat mir sofort geholfen, die Prioritäten anders zu setzen, leicht zu verschieben. Grosszügiger zu streichen.
Im Sog der To-dos, nahe am Anschlag meiner Belastbarkeit hat mich mein Yoga eingeholt. Nochmal Glück gehabt. Was schreibst du heute zuoberst hin?