Text: Andrea Ledergerber
Nada Brahma – die Welt ist Klang. Und zuvor ist sie Stille. Geheimnisvoller Ursprung von jedem Laut. Aus ihr heraus beginnt das Universum zu schwingen und zu klingen. Was bedeutet Stille für Netanel Goldberg? «Stille ist Geist. Was uns voneinander trennt, was uns miteinander verbindet. Sowie die Vögel ihre Heimat in der Luft, die Bäume die ihrige in der Erde finden, so ist Stille die Heimat von allem. Auch aller Klänge. Stille ist alles und nichts. Und weil sie nichts ist, ist sie alles.»
Bei jeder Zeremonie bin ich aufs Neue beeindruckt, wie es Netanel Goldberg in kürzester Zeit gelingt, die Menschen in ihre eigene Stille zu begleiten: Mit wenigen Worten, mit einigen Akkorden auf seiner Gitarre. Manchmal auch nur mit seinem Atem. Mit seiner Präsenz. Verwurzelt in seiner eigenen Stille. Aus dieser Atmosphäre der Ruhe und der «zeitlosen Zeit» heraus ertönt sein Gesang. Verwandlung geschieht.
Seine Stimme hat etwas tief Berührendes. Sie schafft Verbindung im Dreiklang: zu sich selbst, zu allen Anwesenden, zum Göttlichen. Jedes Konzert ist eine Ganzkörpererfahrung, die durch Mark und Bein geht. Mitten ins Herz. Die Beziehung vertieft sich zusätzlich, sobald Netanel Goldberg zum gemeinsamen Singen einlädt. Langsam verweben sich seine Stimme und jene des Publikums zu einem Chor, der alle Herzen vereint. Herzkraft wirkt heilend. Ein Klangheilraum enthüllt sich – aus Stille geboren.
Mehr zum Thema in der aktuellen Ausgabe 4/24.