Autorin: Adelheid Ohlig
Doris Dörrie hat Kolumnen über’s Essen geschrieben – köstlich zu lesen. Manchmal läuft das Wasser im Mund zusammen, manches Mal eher nicht. Schön dabei ist, dass sie einen weiten Bogen spannt. Frei beschreibt sie, was alles im Hintergrund zu unserer Nahrung gehört. Sie weist auf gesellschaftliche und politische Dimensionen hin, ohne uns den Appetit zu verderben oder uns das Geniessen zu vermiesen.
Die Autorin erzählt von ihren Reisen und was sie dabei alles kostete. Besonders Japan lockt sie bei jeder Ankunft mit grünem Tee und Onigiri, salzigen Reisbällchen. Sie liebt knuspriges Brot, am liebsten die Endstücke, die in unterschiedlichen Gegenden des deutschsprachigen Raums verschieden benannt werden.
Sie schwärmt vom puren Pasta-Glück, erzählt Geschichten über orangefarbene bzw. grüne Apfelsinen, philosophiert über die Metamorphose des Essens. Und sie stellt sich vor, wie alle Tiere, die sie je verspiesen hat, nach ihrem Tod vor ihr aufmarschieren und sie befragen.
Zum guten Leben gehört für die Autorin Essen in grosser Runde mit Gesprächen und Geschichten. Wie gut, dass mittlerweile auch einige Forschungen darauf hinweisen, dass Gesundheit mindestens so sehr von sozialen Kontakten und Freundschaften abhängt wie von ausgewogenem Essen.
Das Buch regt an, eigene Essgeschichten zu schreiben und Geschichten darüber bei gemeinsamen Essen zu erzählen.
Doris Dörrie. Die Welt auf dem Teller. Inspirationen aus der Küche. Mit Illustrationen von Zenji Funabashi. Diogenes Verlag 2020. 208 Seiten, Fr. 30.-