Autorin: Irène Fasel
Mit 1,4 Milliarden Einwohnern ist Indien die grösste Demokratie der Welt. Die Staatsform ist offiziell als Demokratie definiert, obwohl seit Jahrzehnten eine Regierung an der Macht ist, die durch die Mehrheit der rechtskonservativen hindu-nationalistischen Bharat Janata Party geprägt ist und aus Indien einen Staat exklusiv für hinduistische Bevölkerung machen will.
Der dieses Jahr wiedergewählte Premierminister Narendra Modi hat im Sommer seine vierte Amtszeit begonnen. Sein Erfolg basiert auf wirtschaftlichem Aufschwung und Unterdrückung jeglicher Opposition.
Doch es gibt Stimmen, die nicht verhallen, auch wenn sie mit äusserster Konsequenz unterdrückt werden. Eine von ihnen ist die Aktivistin und Schriftstellerin Arundhati Roy, die für ihren ersten Roman „Der Gott der kleinen Dinge“ 1997 den begehrten Booker Prize erhielt, was sie quasi über Nacht zu einer weltweit bekannten Schriftstellerin machte.
Sowohl in ihren Schriften als auch in ihren Aktivitäten zeigt sie die konkrete Faktenlage auf, was ihnen automatisch eine politische Dimension verleiht. In Essays und Interviews erklärt sie die indische Realität oder widersetzt sich globalpolitischen Ereignissen.
Arundhati Roy hat mehrere Preise zurückgewiesen, die der indische Staat ihr verliehen hat. Sie wollte damit ihre eigene Freiheit bewahren, nicht zuletzt, um das schreiben zu können, was ihr wichtig ist. «Für mich ist ein Roman verantwortungsvolle Freiheit», sagt sie. Schon in ihrem preisgekrönten Erstling setzte sie sich für die Unterdrückten ein, indem die Geschichte in ihrem Umfeld spielt.
Mehr zu Arundhati Roy in der aktuellen Ausgabe 3/2024.