Autorin: Gabriela Huber-Mayer
Wir alle kennen Gesten. Sie unterstreichen die Kommunikation, begleiten die Sprache oder ersetzen sie gänzlich. Einige Gesten sind unkontrolliert, wie bei starken Emotionen, andere nutzt man gezielt, gerne und mittlerweile inflationär: zum Beispiel das mit den beiden Daumen und den Zeigefingern gebildete Herz oder die Texte ergänzenden Emojis.
Es gibt Höflichkeitsgesten wie eine Grussgeste, religiöse Gesten wie die Segnungsgeste, Mahngesten wie den erhobenen Zeigefinger – sie sind universell und für alle gleichermassen verständlich. Im Yoga begegnen wir den Mudras, was Siegel bedeutet. Die «Namaste-Begrüssungsgeste», beide Handflächen vor dem Herzraum zusammengelegt, macht auch ausserhalb der Yogaszene dem Händedruck Konkurrenz.
Gertrud Hirschi, die zahlreiche Yogabücher geschrieben und sich intensiv mit der Symbolik und Bedeutung dieser Handzeichen beschäftigt hat, sagt: «Jedes Mudra ist eine Meditation, ein Innehalten und Zur-Ruhe-Kommen, eine Einsicht mit guter Aussicht, ein Akt der Liebe zu sich selbst, ein inneres Kraftschöpfen, es sind glückliche Momente, die nichts kosten und doch so kostbar sind».
Im tantrischen Buddhismus gehören die Mudras zur höchsten mystischen Lehre und werden nur mit der Einführung durch einen Überlieferungsmeister weitergegeben. Sie dienen zur Stabilisierung bei der Asana-, Meditations- und Visualisierungspraxis und sind deren mystischer Ausdruck.
Mehr zum Thema in der aktuellen Ausgabe 3/24.