Gehirn und Körper sind eng miteinander verbunden. Unser emotionales Erleben hat Einfluss auf Muskelspannungen, Immunsystem und Hormonhaushalt. Während negative Gefühle in uns Stressreaktionen auslösen, haben gute Gefühle exakt die gegenteilige Wirkung. Sie stärken unsere mentale Gesundheit, reduzieren Schmerz und beeinflussen in positiver Weise den Verlauf chronischer Erkrankungen. Die Forschung hat erkannt, dass besonders eine positive Emotion besonders stark ist, um Entzündungsfaktoren zu senken: die Ehrfurcht bzw. das Staunen.
Studien am University College Berkeley in den USA zeigen, dass ein Gefühl von Ehrfurcht oder Staunen wie Medizin wirken kann. Diese Emotion reduziert sogenannte pro-inflammatorische Cytokine – Moleküle, die unser Immunsystem zu starken Entzündungsreaktionen stimulieren. Während akute Entzündungsreaktionen den Heilungsprozess fördern, können sie langfristig Autoimmunerkrankungen, Alzheimer oder Depressionen begünstigen. Für den Neurobiologen
Marcus Täuber, dessen neues Buch „Gute Gefühle. Nutze die emotionalen Stärken deines Gehirns“ soeben erschienen ist, ein guter Grund, sich diesem völlig unterschätzen Gefühl zu widmen: „Wir wissen schon länger, dass das Erleben von Natur, die Beschäftigung mit Kunst oder eben auch Religion und Spiritualität eine gesundheitsfördernde Wirkung aufweisen. Ein Schlüsselaspekt scheint das gute Gefühl von Ehrfurcht und Staunen zu sein.“
Mehr Ehrfurcht praktizieren – so geht’s
Bei diesem Gefühl geht es darum, zu staunen und Grösse wahrzunehmen, sich überwältigt zu fühlen. Eine spektakuläre Naturkulisse beispielsweise kann dieses Gefühl fördern. Ebenso Architektur und Kunst. Da es für Laien schwierig ist, die ganze Tragweite solcher Werke zu erkennen, kann eine Stadtführung oder ein geleiteter Gang durchs Museum helfen. Wer diese Möglichkeit nicht hat: Über virtuelle Realitäten sind spektakuläre Natur- und Kulturerlebnisse auf Knopfdruck möglich. Auch die Beschäftigung mit spirituellen Inhalten und den grossen Fragen des Lebens unterstützen dieses Gefühl. „Wenn wir das grosse Ganze entdecken, relativieren sich Alltagssorgen, das Ich löst sich förmlich auf“, sagt Täuber.
Gute Gefühle verändern alle Bereiche unseres Lebens
Marcus Täuber hat durch seine berufliche Auseinandersetzung mit psychologischer Beratung gelernt, wie viel Kraft in positiven Emotionen steckt. Mit seinem Buch möchte der Hirnforscher dazu einladen, die eigenen guten Gefühle zu entdecken, zu entwickeln und einzusetzen. Sie steigern die Lebenserwartung, die Leistungsfähigkeit und die Lebensqualität. Das führt nicht nur zu mehr persönlichem Glück – emotional reife Menschen kommen auch in ihrem Umfeld besser an.
Dr. Marcus Täuber. Gute Gefühle. Nutze die emotionalen Stärken deines Gehirns. Goldegg Verlag 2023. 200 Seiten