Die Ausstellung «Alles lebt – mehr als menschliche Welten» im Museum der Kulturen Basel lässt alle Bewohner:innen dieser Welt lebendig werden und präsentiert Ideen für ein neues Miteinander – um der Erde eine Zukunft zu ermöglichen.
Mimi sind menschenähnliche Wesen, mit extrem dünnen und langgezogenen Körpern, die in einer Parallelwelt in Felsen in Australien leben. In ihrer Welt gibt es auch Flüsse, Bäume und eine Sonne, wie Rindenmalereien zeigen. Sie gehen auf die Jagd und halten Zeremonien ab. Mimi sind scheu und normalerweise gutmütig. Werden sie erschreckt, können sie Menschen mit Krankheit bestrafen.
Es gilt also, sich gut mit den Mimi zu stellen. Dies lernen schon Kinder, wenn ihnen Geschichten über Mimi erzählt werden. Aber dies sind nicht die einzigen Geistwesen auf der Welt, mit denen ein friedliches Miteinander wichtig ist. In der Ausstellung gibt es seit 8. September mehr davon zu entdecken: Blitz- und Wassergeister aus Australien respektive Mali sowie Geistwesen in Gemüse und Früchten in Mexiko. Letztere sind in Scherenschnitten figürlich dargestellt. Beim rituellen Aufklappen werden ihre Kräfte aktiviert und sie lassen die Pflanzen gedeihen.
Die Kommunikation zwischen diesen Wesen und den Menschen übernehmen oft Dinge wie Schlitztrommeln, Opfergaben oder Altäre. Anhand von 165 Objekten aus der Sammlung des Museum der Kulturen Basel zeigt Kuratorin Ursula Regehr, wie andere Kulturen mit Bergen, Flüssen, Bäumen, Tieren, Pilzen, Mikroorganismen oder eben Geistwesen leben und welche Erfahrung sie damit machen. Diese dienen als Beispiele, wie wir Menschen unsere Beziehung zur Mitwelt anders gestalten können.
Es braucht neue Perspektiven, neue Wege, um die Erde aus der menschgemachten Krise zu holen. Um die Folgen wie die globale Erwärmung oder das Massensterben von Pflanzen und Tieren zu verlangsamen, zu stoppen. Die Ausstellung möchte die Besucher:innen anregen, über ein neues Miteinander aller Wesen dieser Welt nachzudenken. Eine Installation aus Netztaschen aus drei Kontinenten lädt ein, Geschichten und Ideen einzupacken, mitzunehmen und weiterzutragen.
Ein Vorreiter war der Basler Umweltaktivist Bruno Manser. Zum ersten Mal stellt das Museum 20 Seiten seiner Tagebücher aus, in denen er den Alltag der Penan auf Borneo in Worten und detailgetreuen Zeichnungen festhielt. Inspiriert von seinem Kampf für den Regenwald hat das Basler Institut für Textiles Forschen einen geflochtenen Baumriesen geschaffen, den die Besucher:innen weiterknüpfen können. Dabei soll ihnen bewusstwerden, wie alles und alle auf der Welt vernetzt sind. Oder in Mansers Worten, dass «unsere Erde mit allen Erscheinungsformen wie ein lebendiger Organismus funktioniert, wo ein Ding zum anderen in Beziehung steht».
Ein besonders eindrückliches Beispiel in der Ausstellung ist der beschnitzte Baum thulu, der für Kamilaroi-Gemeinschaften in Australien weit mehr als ein Baum ist. Er ist ein Vorfahre, ein Familienmitglied. Er verkörpert rituelles Wissen und Praktiken. Zugleich erinnert er an das Trauma der Kolonisierung. Mit einer Zeremonie im Dezember 2022 stellten seine Nachkommen die Verbindung zwischen Baum und Gemeinschaften wieder her – die Besucher*innen können dies in einem Video mitverfolgen.
Weitere Informationen: www.mkb.ch