Autor: Martin Mittwede
Wenn wir Yoga als einen Weg der Selbsterkenntnis beschreiten, werden wir dabei auch mit unseren inneren Schattenthemen konfrontiert. Um diese zu integrieren, brauchen wir nicht nur ein psychologisches Verständnis, sondern auch eine tiefe Einsicht in die Dynamiken des spirituellen Weges.
Spiritualität und Psychologie können sich gegenseitig unterstützen, wenn es darum geht, aus einer Krise wieder herauszukommen und innere Stabilität zu erlangen. In ihrer Sicht auf den Menschen haben Ayurveda und Yoga beide gemeinsam, dass sie die Balance als ein zentrales Prinzip für ein glückliches Leben betonen. In der Mitte zu sein heisst, dass es auch möglich ist, die Extreme auszuhalten und sich den wechselvollen Situationen des Lebens zu stellen.
Auch äussere Krisen, wie sie zurzeit in der Welt in vielen Bereichen besonders gegenwärtig sind, können als spirituelle Krisen erlebt werden. Wenn Menschen die damit verbundenen Unsicherheiten nicht aushalten, wird die spirituelle Suche als ein Fluchtprozess genutzt, um das Schwierige der Welt hinter sich zu lassen. Oder es wird als Reaktion auf die äussere Krise ein einengendes Verständnis vom Leben aufgebaut, das nicht in eine grössere Freiheit und Weite führt, sondern schlimmstenfalls zu Verschwörungstheorien, Wirklichkeitsverlust, Schwarz-Weiss-Ideologien und dem Aufbau von Feindbildern – alles Werte, die dem Verständnis von Spiritualität zuwiderlaufen.
Spiritualität wird oft als eine innere Reise beschrieben. Das ist an sich auch richtig. Ganzheitlich betrachtet ist die innere Reise auch immer eine äussere Reise. Letztlich gehört beides zusammen im Sinne unserer Lebensreise. Daher kann Spiritualität bei allen Lebensthemen und Entscheidungen bedeutsam sein. Gleichzeitig gilt es, der Aussendimension die gebührende Beachtung zu schenken.
Mehr zum Thema finden Sie in der aktuellen Ausgabe 4/22.