Rezension: Barbara Burkhardt
Die zwei Hauptfiguren, ein Mönch und ein Milliardär, beschäftigen sich auf natürliche und tiefgründige Weise mit der Frage, was Glück eigentlich ist. Obschon ihr Leben und ihre Herkunft unterschiedlicher nicht sein könnten, gibt es vieles was sie verbindet. So ist der Wunsch nach Ehrlichkeit und Tiefe beiden gemeinsam und lässt sie im Austausch aneinander wachsen und sich verändern.
Auf ihrer Reise zu sich selbst kaufen und führen sie im tibetischen Himalaja zusammen ein Hotel. Sie treffen immer wieder aufeinander und bewegen in sich die Frage, ob sie glücklich sind. Ob und wie sie das Gefühl von echtem Glück erlangen und bewahren können. Die gemeinsame Zeit nutzen sie für Gespräche, die geprägt sind von einem offenen frischen Geist, mit dem sie sich gegenseitig interessiert zuhören, philosophische Fragen diskutieren und zu neuen Erkenntnissen gelangen. Zwischen den Begegnungen ziehen sie sich jeweils zur Selbstbeobachtung und Selbsterforschung zurück, um ihre Gespräche sacken zu lassen, in denen viele wertvolle Tipps für den Alltag enthalten sind.
Ihre zentrale Erkenntnis ist, dass der Weg zum Glück die Entscheidung voraussetzt, mit einem Minimum an Besitz und gleichzeitig mit maximalem Fokus durchs Leben zu gehen. Dahinter steckt der Gedanke, dass man mit der physischen Entrümpelung auch seine emotionalen und mentalen Schränke entrümpelt, die oft mit unnötigen Objekten und Gefühlen gefüllt sind. Dieses «Gepäckablegen» ermöglicht, das Wesentliche im Blick zu haben und Ablenkungen zu meiden. Es erfordert jedoch den Mut, Dinge auf allen Ebenen loszulassen. Das grösste Geschenk des physischen und emotionalen Minimalismus ist die freie Zeit, die genutzt werden kann, uns mit wirklich Sinnvollem zu beschäftigen.
Aber auch die Erkenntnis von Buddha, dass Geistesschulung eine Grundvoraussetzung ist, um inneren und äusseren Frieden zu finden, bewegt die beiden Protagonisten. Sie erkennen, dass unser Glücksquotient direkt mit unserem Geisteszustand zusammenhängt und Ausdruck von diesem ist. Dass Glück immer damit beginnt, dass man seine Ziele definiert und sein Leben danach ausrichtet. Dass Glück ein Lebenszustand ist, der die Harmonie zwischen Herz und Kopf, zwischen Heiterkeit und Disziplin voraussetzt.
Wiedersehen im Shangri-La ist ein leichtfüssig geschriebenes und dennoch tiefgründiges Buch, das viele wertvolle Anregungen enthält, um innere Prozesse auszulösen. Durch die inneren Prozesse der beiden Hauptfiguren, die wir hautnah mitbekommen, löst es beim Lesen immer wieder ein Schmunzeln aus.
Vibhor Kumar Singh. Wiedersehen im Shangri-La. Wie ein Mönch und ein Milliardär den Sinn des Lebens fanden. Nymphenburger Verlag 2022. 128 Seiten, Fr. 17.90