Rezension: Dania Koch
Die Neurowissenschaftlerin und Yogalehrerin Svenja Borchers bringt in diesem Buch ihre zwei Berufshüte zusammen. Dass Yoga mehr als Körperübungen ist, ganzheitlich auf uns wirkt und auch den Geist schult, ist grundsätzlich bekannt. Wie aber erfolgt die Interaktion zwischen Gehirn und Körper konkret? Wie können wir mit der Funktionsweise unseres Gehirns dieses schulen und gleichzeitig unsere Yogapraxis verbessern? Solche Fragen werden in diesem zugänglichen und praxisnahen Buch beantwortet.
Die Autorin vergleicht das Gehirn mit einem CEO, der bestimmt «wie das buchstäbliche ‘Ganze’ funktioniert. Wenn wir ein Bewusstsein dafür entwickeln, wie der CEO wahrnimmt, bewertet und Entscheidungen trifft, können wir mit ihm zusammen am gemeinsamen Erfolg arbeiten.» Dies gilt auch für das Gehirn. Sie zeigt, wie das Gehirn aufgebaut ist, wie es funktioniert und welche Aufgaben es hat.
Eine zentrale Aufgabe ist die Bewegung. Wir erfahren, wie die Bewegung gesteuert wird, aber auch, wie sich unser Gehirn durch Bewegungen und durch Lernen verändert. «Es liegt an uns, unser Gehirn fit zu halten, indem wir seinen Hunger nach Informationen stillen», schreibt Svenja Borchers. Gerade die Asana-Praxis könne diesen Hunger stillen und gleichzeitig verhindern, dass eine Überreizung entstehe.
«Der Yoga Effekt» ist nicht nur ein theoretisches Buch mit aktuellen Forschungsbezügen zur Funktionsweise des Gehirns und dessen Wechselwirkung mit dem Körper. Es zeigt mit vielen Beispielen auch anschaulich auf, wie wir neurowissenschaftliche Erkenntnisse in unserer Yogapraxis nutzen können.
Es ist ein Buch für alle Yoga-Praktizierenden: Lehrer:innen hilft es, bessere Anleitungen zu geben, indem beispielsweise mit einem taktilen Reiz das Verständnis für eine Haltung besser vermittelt werden kann. Praktizierende wiederum können die körperlichen und mentalen Zusammenhänge einer Übung besser verstehen.
So erfährt man beispielsweise, warum nach den Asanas die Schlussentspannung Savasana so wichtig ist: Wenn man sich «ausruht und keine neuen sensorischen Eindrücke aufnimmt, dann scheint das Gehirn die Sequenzen noch einmal durchzugehen», was der Konsolidierung im Gedächtnis dient. Die Autorin schreibt denn auch: «Dass Körper und Geist sich zu jeder Zeit gegenseitig beeinflussen, können wir durch Yoga erfahren und zum Positiven nutzen.»
Svenja Borchers. Der Yoga Effekt. Für die achtsame Vernetzung von Körper, Gehirn und Geist. Irisiana Verlag 2022. 192 Seiten, Fr. 28.90