«Yoga! Das Magazin»: Wie kamst du zur Yogaphilosophie?
Ralph Skuban: «Ich habe Politikwissenschaften studiert. Hier spielt die Philosophie eine grosse Rolle, denn es geht um die Frage, wie Menschen ihr Zusammenleben sinnvoll gestalten können. Mir gefiel das akademische Nachdenken über Freiheit und gutes Zusammenleben. Doch als Leiter eines Pflegeheimes für demenzkranke Menschen merkte ich schnell, dass das Menschenbild der abendländischen Philosophie auf Sand gebaut ist. In der östlichen Philosophie fand ich dann Antworten auf meine brennenden Fragen.»
«Yoga! Das Magazin»: Was ist der Unterschied zwischen der westlichen und östlichen Philosophie?
Ralph Skuban: «In der westlichen philosophischen Anthropologie gelten zwei Dinge: Der Mensch zeichnet sich dadurch aus, dass er Intelligenz und einen Bund mit Gott hat – im Gegensatz zum Rest der Schöpfung. Doch ein Mensch im Wachkoma hat nur noch den Körper eines Menschen, sonst entspricht er diesem Bild nicht mehr.
In der östlichen Philosophie gibt es das Problem des Menschenbildes nicht. Der Kerngedanke ist hier, dass letztlich alles eins ist. Alles, was kreucht und fleucht, auch der Mensch, sind unterschiedliche Ausdrucksformen dieses Einen. Alles lebt, alles atmet. Alles sind Ausdrucksformen des Göttlichen.»
«Yoga! Das Magazin»: Wie wurde das Atmen zu einem Schwerpunkt deiner Arbeit?
Ralph Skuban: «Wenn man sich in die alten Texte vertieft, wird schnell klar, worum es den alten Yogis ging: um die Atempausen. Pranayama ist eine Methode die letztlich den Moment des nicht mehr Atmens sucht, um dort in die Stille des Geistes einzutauchen. Ich stellte mir die Frage, ob es nicht auch physiologisch Sinn macht, die Luft anzuhalten oder weniger zu atmen. Ich begann mich mit Atemphysiologie zu beschäftigen und stiess auf die Buteyko Methode. Als ich diese Methode zu praktizieren begann, war das eine einschneidende Erfahrung: Bis dahin hatte ich nichts kennengelernt, das bei mir so schnell und so intensiv wirkte und zu mehr Wohlsein führte. Ich schrieb ein Buch zum Thema und biete nun auch eine Ausbildung zum AtemCoach an, die grossen Anklang findet. Es ist heilsam und faszinierend zu erleben, wie es Menschen innerhalb von wenigen Wochen deutlich besser geht, wenn sie bewusst mit dem Atem arbeiten.»
Lesen Sie das Porträt über ihn in der aktuellen Ausgabe 1/22