Durch seine Verbindung von Körper, Geist und Seele ist der Yoga von Natur aus heilsam und verfügt über grosses therapeutisches Potential. Yogatherapie hat in den letzten Jahren denn auch an Bedeutung zugenommen.
Der bekannte Yogalehrer B.K.S. Iyengar (1918-2014) war als Kind schwach und kränkelnd. Als Jugendlicher wurde er Schüler von T. Krishnamacharya (1888-1989), lernte den Yoga kennen und seine Gesundheit verbesserte sich zusehends. Später entwickelte er einen eigenen Yogastil und setzte Hilfsmittel ein, um gerade auch Menschen mit körperlichen Herausforderungen die Wohltaten des Yogas näher zu bringen. Bereits in seinem 1966 veröffentlichen Standardwerk «Licht auf Yoga» widmet er einen Teilbereich den therapeutischen Übungssequenzen.
Auch weitere Schüler Krishnamacharyas, unter ihnen seine Söhne T.V.K. Desikachar (1938-2016) und K. Sribhasyam (1940-2017) sind im Westen als bedeutende Lehrer bekannt. Sie alle sahen im Yoga ein holistisches System, das auf die Integration aller Aspekte des Menschen hinwirkt. Desikachar gilt als der Begründer des Viniyogas – ein schrittweises Vorgehen, angepasst an die Bedürfnisse und Fähigkeiten der Praktizierenden. Sein Bruder Sribhasyam gründete 1982 in Neuenburg die Schule Yogakshemam und unterrichtete Ayurveda, Yoga und Philosophie.
Ab dem Jahr 2000 hat ein weiterer, bis dahin wohl behüteter Yoga seine Geheimnisse offenbart: Der tibetische Yoga Lu Jong, vermittelt durch Tulku Lama Lobsang (*1979). Er ist mit den Bön Traditionen vertraut und hat sein Wissen sowohl in den Sutras, der Medizin und der Astrologie erweitert. Auch in dieser Tradition gibt es keine Trennung der Psyche und der Physis und das tibetische Heilsystem ist sehr eng mit dem indischen Ayurveda verbunden.
Yoga als Therapie hat also eine sehr lange Tradition und es macht Sinn, dann sich immer mehr Leute zu Yogatherapeut*innen ausbilden lassen.
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