Ich war mit einer Yogafreundin in den Ferien. In einer Blockhütte am Strand. Sie machte jeden Morgen Yoga, direkt am Meer. Ich nicht. Ich ging surfen. Auch jeden Morgen. Für mich ist surfen wie Yoga: Üben, üben, üben, Welle für Welle. Mit sanfter Entschlossenheit Grenzen schieben, auch wenn sie noch so klein sind. Das Ziel ist nebensächlich – oder aber: Dranbleiben ist das Ziel.
Ich hatte im Verlauf der letzten Monate mein Yoga verloren. Ich hatte die Kraft nicht mehr, mich am Yoga festzuhalten. Aufgrund von Sachzwängen des Alltags, grösseren Herausforderungen und Erschöpfung liess ich die tägliche kurze Praxis versanden.
Und genau dort, im Sand, fand mich mein Yoga wieder! Einfach so. Wie das kam? Wir wärmten uns zusammen mit dem Surflehrer auf. Dabei zeigte er eine Dehnung, die meine Yogafreundin aus ihrer Pilates-Ausbildung kannte, sie sagte: aha, the Mermaid. Irgendetwas machte den berühmten «Klick» in mir, als wäre ein Schalter umgelegt worden. Ganz von selbst. Als nächstes machten wir die Yoga-Taube. Und dort, im Sand, mit Blick auf den Atlantischen Ozean fand mich mein Yoga wieder. Etwas in mir hatte sich verändert. Während der restlichen Tage ging ich weiterhin morgens surfen.
Wieder zuhause überkam mich ein grosses Verlangen, wieder regelmässig Yoga zu üben. Auch wenn es nur 10 Minuten sind, ein Asana, der Sonnengruss oder ein paar achtsame Atemzüge. Ich bin dran. Immer wieder tauchen Bilder von meiner Yogafreundin auf, die mit aller Konsequenz und grösster Hingabe täglich früh aufstand und zum Meer ging. Einmal beobachtete ich sie im abwärtsgebeugten Hund. Einmal, wie sie sitzend ihre Schultern lockerte. Inspiration. Ohne weitere Umstände bin ich wieder drin, im grossen Strom des Yoga. Einfach so. Er fliesst und ich habe eine Welle erwischt. Ich surfe sie, solange ich kann. Ich bin dankbar, dass sie mich erfasst hat. Welcome home!