Ich kenne einige Leute, die so um die 40 sind und sich Gedanken zum Erwachsenen-Dasein machen. Frauen wie Männer. Ab diesem Alter lässt sich die eigene Vergänglichkeit nicht mehr leugnen und gewisse Lebens- und Verhaltensmuster fallen auf, weil sie sich so hartnäckig halten. Die Schatzkiste an Erfahrung und Erkenntnis weist um dieses Alter herum bei den meisten einen beachtlichen Inhalt auf. „Was will ich vom Leben?“, fragt das Kind in uns. „Was will das Leben von mir?“, fragen sich Erwachsene.
Wie reagiere ich, wenn mein Gegenüber nicht dasselbe will wie ich? Wenn ich nicht bekomme, was ich will? Wenn unterschiedliche Bedürfnisse nicht vereinbart werden können? So viele Erwachsene reagieren in Krisensituationen wie trotzende Kinder oder unreife Jugendliche. Besonders bei heftigen Gefühlslagen. Ich selber erlebe gerade eine solche Situation. Mein Gegenüber will auf Beziehungsebene nicht dasselbe wie ich. Ich könnte um mich schlagen und fühle die jugendliche Rebellin in meinem erwachsenen Körper! Kann mir Yoga helfen?
Die Kriegerstellung! Schön breitbeinig, mit erhobenen Armen und Haupt dem Feind mutig entgegenblickend. Bereit, Angriffe zu verteidigen. Es geht um die innere Haltung des Geistes und nicht um jugendliche Abwehr von allem, was unangenehm sein könnte. Das haben wir doch längst hinter uns gelassen, oder? Ich stelle mich in die Kriegerin. Und könnte losheulen. Lieber die Kindsstellung? Ich lasse mich komplett zu Boden sinken und weiss, dass ich nichts weiss. Ich bin hilflos. Überfordert. Gefühlschaos. Mit Einkehr ist es dann doch nicht getan, mein Körper will sich wieder bewegen. Täte es gut, die Perspektive zu verändern?
Das Dreieck vereint so schön die Gegensätzlichkeit im erwachsenen menschlichen Dasein. Mein Kopf ist unten bei meinen Füssen, der Blick nach oben. Die Kräfte ziehen in alle Himmelsrichtungen und doch bin ich zentriert, denn anders könnte mein Körper das Gleichgewicht nicht halten. Es ist unbequemverdreht und doch irgendwie ok. Auch bleibt in Bewegung, geht vorbei. Oder doch lieber die Bergpose? Stehen auf festem Boden, verwurzelt und doch frei mit wachem Geist. Harren der Dinge, die da noch kommen. Beobachten und atmen, mit einer soliden Grundspannung. Ist das mein ultimatives Erwachsenen-Asana? Das Aushalten und die Konfrontation mit meinem Nicht-Weiterwissen und meinem Nicht-Kontrollieren-Können. Was will das Leben jetzt von mir? Dass ich die Verantwortung für mein Handeln oder eben Re-Agieren trage. So schwierig und so einfach. Wie Tadasana, der Berg. Yeah!