Surfen verbindet Sport, Meditation, Ausdauer, Kraft, Gleichgewicht, Demut, Achtsamkeit, Beweglichkeit, Mut, Disziplin, Sinnlichkeit und Spiritualität auf einzigartige Weise zu einer Kunst.
Surfen ist auch mein Yoga. Ich liebe Surfen. Was ich daran so liebe? Ich fühle mich, als wäre ich ganz bei mir, voll in meiner Kraft. Präsent im Augenblick. Beinahe unbesiegbar und euphorisch.
Über die Ostertage war ich in Portugal und habe ein paar Tage lang gesurft. Diesmal hatte ich auch Surfunterricht mit einem Lehrer. Er half mir, meine Grenzen sanft zu erweitern. Bisher war ich Autodidaktin und konnte nur auf «weissen Wellen», also auf Wellen, die schon gebrochen sind, ein wenig surfen, immer schön geradeaus, auf den Strand zu. Der Lehrer half mir, meine erste grüne Welle zu erwischen. Das Surfen auf „grünen Wellen“, also auf Wellen, die noch nicht gebrochen sind ist die Königsdisziplin und erfordert perfektes Kalkulieren von Distanz und Bewegung. Der Lehrer mit seinem geübten Auge kann Schüler rechtzeitig auf die Welle schubsen. Bis es cool und leicht aussieht, wie auf Postern, kann dauern.
Ohne eine gewisse Grundsportlichkeit, also Ausdauer und Kraft, wird das Surfen Lernen schwierig. Wie beim Yoga, ist auch beim Surfen der Weg das Ziel. Üben, üben, üben und noch mehr üben lautet das Zauberwort. Wie beim Yoga braucht das aufstehen und dann balancieren auf dem Brett viel Sinn für Gleichgewicht. Und Geduld, denn ist man nicht gerade ein Naturtalent, dauert es, bis man richtig schnell aufstehen kann, ohne gleich wieder im nächsten Moment ins Wasser zu fallen.
Wie Yoga, schult surfen Aufmerksam- und Achtsamkeit. Ich muss die Wellen beobachten. Nicht jede trägt meinen Namen. Ich wähle die Welle, die Welle muss aber auch mich wählen, wie mein Surflehrer sagte. Nur so kann das Zusammenspiel von Achtsamkeit, Konzentration, Gleichgewicht, Kraft und losgelassenes Gleiten funktionieren. Ich muss mit dem Ozean, mit den Wellen in Kommunikation treten. Für mich grenzt das ans Mystische.
Unter Surferinnen und Surfern finden sich viele Yoginis und Yogis. Wir stehen in Bergpose am Strand und starren auf die Wellen. Pure Meditation. Ich verneige mich innerlich vor den Wellen. Verglichen mit der Naturgewalt des Ozeans bin ich unendlich klein. Und doch ist es uns möglich, auf grossen Wellen zu surfen.
Klasse Text voll mit sehr inspirierenden Metaphern.
Ich sehe dich surfen, das passt zu dir.
Danke!!