Löwenzahnyoga

Welches ist deine Lieblingsblume oder Pflanze? Die Metapher vom Garten eignet sich für so vieles im Leben, lässt sich gut mit der eigenen Gedankenwelt vergleichen. Vor allem, wenn es ums Jäten geht. Mit Freundinnen zusammen pflegen wir einen Garten. Eine der Hauptarbeiten ist zurzeit das Jäten in den Gemüsebeeten. Das gründliche und konsequente Entfernen von Löwenzahn. Es gibt unzählige Methoden und Schulen zu Gärtnern, ähnlich wie im Yoga.

Ich beobachte ab und zu meine Gedanken beim Jäten. Jät-Asana, sozusagen. So habe ich kürzlich bemerkt, dass sich der Löwenzahn zu einer Art Kraftpflanze für mich gemausert hat. Je mehr ich ihn bekämpfe, umso mehr macht er sich in meinen Gedanken breit. Mit jedem Büschel, den ich auf den Kompost werfe, wächst meine Bewunderung für diese Pflanze. Sogar wenn sie entwurzelt wird, vermag sie, auf dem Komposthaufen weiterzuwachsen.

Sie ist unglaublich robust, eine der ersten, die sich nach den harten Wintermonaten aus dem Boden wagt. Sie macht sich an den unwirtlichsten Orten breit. Und das mit einer ausdauernden Zähigkeit, aus den unerwartetsten Ritzen drückt sie sich zwischen schweren Bodenplatten hervor. Ich jäte und jäte und dennoch leuchten täglich neue gelbe Blüten überall. Ätsch, sagt der Löwenzahn, du kriegst uns nicht klein. Sie kommt aus den engsten Ritzen und blüht unverschämt leuchtend. Idealbedingungen scheint sie nicht zu kennen, sie wächst einfach. Was mich als zartes Pflänzchen sehr beeindruckt.

Genau so möchte ich auch Yoga üben. Mit dieser Konsequenz und Unbeirrbarkeit Dranbleiben. Ab und zu zwischen den schweren Betonplatten des Lebens einfach hindurchwachsen. Rückschläge und Hindernisse beachten und verstehen. Ändern, was ich kann und sein lassen, was ich nicht ändern kann. Auf Idealbedingungen pfeifen und wachsen, weil das die Aufgabe ist. Und am Ende die Samen vom Wind an unbekannte neue Orte tragen lassen und dort neue Wurzeln schlagen. Frohe Ostern!