Natürlich geht es im Yoga nicht ums Aussen oder gar ums Äusserliche, sondern nur darum, was im Innern geschieht. Da spielt es wahrlich keine Rolle, welche Kleidung man trägt oder welche Farbe die Yogamatte hat.
Dumm nur, dass ich meine moosgrüne Matte schrecklich finde. Es macht mir überhaupt keine Freude, darauf zu stehen, und noch viel weniger, im herabschauenden Hund auf diese Farbe zu starren, die mich ans Militär erinnert. Schliesslich hat das Militär so gar nichts mit dem Yoga zu tun: Krieg, Waffen, Gefühllosigkeit sind nur ein paar Begriffe, die in mir hochsteigen, wenn ich ans Militär denke. Und die passen einfach nicht zum Yoga. Wir kennen zwar auch die Kriegerstellung – aber das ist etwas ganz anderes: hier geht es um Konzentration, um Fokussierung, um Kraft.
Wie gesagt, ich mag meine moosgrüne Yogamatte gar nicht. Da stehe ich lieber auf meiner violetten Matte – violett, die Farbe des Frauentages aus meiner Zeit als junge, bewegte Frau. Das fühlt sich stimmig an!
Stimmig sind für mich auch die Kundalini-Yogis in ihren weissen Gewändern. Sie sehen wahnsinnig schön aus und wirken in ihren wallenden Kleidern und Turbanen höchst engelhaft – erleuchtet eben. Dahin will ich auch kommen: Verankert in der Welt zwar, aber zugleich dem Himmel ein Stück näher. Deshalb kam ich kürzlich auf die Idee, mir ein weisses Yoga-Outfit zu leisten.
Es kam allerdings, wie es kommen musste: Gleich in der ersten Yogastunde, als ich mich zufrieden auf dem Boden lang streckte, legte ich ausgerechnet in den einzigen Flecken, der sich im ganzen Studio befand. Und voilà – die Hose war dahin. Denn im Gegensatz zu meiner blauen Yogahose, die sich durch einen Flecken nicht aus der Ruhe bringen lässt und noch viele Jahre hinhält, ist bei weissen Hosen ein Fleck auf der Pobacke höchst irritierend.
Meine Erleuchtung ist offenbar noch nicht in Griffnähe. Deshalb bin ich jetzt auf Pink umgestiegen. Pink ist bunt und frech und lebensfroh – ganz so, wie ich mich gerne sehe. Pink bringt mich zwar der Erleuchtung nicht näher, stürzt mich aber auch nicht ins Verderben, wenn ich mich am falschen Ort hinsetze. Pink hilft mir also, mein Gedankenkarussell in einigermassen geordneten Bahnen zu halten.
Wie gesagt, es spielt für den reifen Yogi überhaupt keine Rolle, welche Farbe seine Kleidung oder Yogamatte hat. Aber wie viele reife Yogis gibt es überhaupt? Und wenn die bunte Matte und die leuchtende Kleidung uns Normalsterbliche dazu animiert, auf dem Yogaweg weiterzugehen, kann ich nur sagen: bravo! Zudem wird auf diesem Weg die Frage nach der richtigen Farbe wohl früher oder später verblassen.